Frauenmantel – Heilpflanze gegen Frauenleiden 

Der gemeine Frauenmantel (lat. Alchemilla vulgaris) ist ein in Europa weit verbreitetes Kraut, das in vielen Gärten als beliebter Bodendecker zu finden ist. Seinen Namen verdankt er seinem Aussehen, das an einen wehenden Frauenmantel oder den Mantel der Jungfrau Maria erinnern soll. In der Volksheilkunde findet das Kraut dank seiner enthaltenen Gerbstoffe schon seit dem Mittelalter Anwendung gegen diverse Frauenleiden wie z.B. Menstruationsbeschwerden, PMS oder Beschwerden während der Wechseljahre, wird aber auch gegen Magen-Darm-Beschwerden oder zur Wundheilung eingesetzt. Daher sollte dieses vielseitige Heilkraut in jeder Hausapotheke zu finden sein.

Alchemilla vulgaris in Religion und Aberglaube

Schon sei Jahrtausenden galt Alchemilla vulgaris als Frauenkraut, das von der Pubertät bis zu den Wechseljahren verschiedenste Frauenleiden lindern kann. Bei den Germanen wurde es der Liebesgöttin Freya geweiht, während es die alten Römer Venus zuordneten. Eine Besonderheit der Pflanze machte sie auch für die Alchemisten des Mittelalters interessant, die versuchten, in ihr den Stein der Weisen zu finden. Gemeint sind Wasserausscheidungen der Pflanze, die morgens wie Tautropfen auf den Blättern liegen und golden in der Sonne glänzen. Die Alchemisten hielten sie für flüssiges Gold und sammelten sie für ihre Experimente. Den Stein der Weisen fanden sie dabei jedoch nicht.

Frauenmantel in der Volksheilkunde

Die Verwendung des Frauenmantels in der Natur- und Volksheilkunde geht auf das frühe Mittelalter zurück, wo es von verschiedenen Heilkundigen verwendet wurde. Hildegard von Bingen setzte es vor allem gegen typische Frauenleiden ein, während Paracelsus es aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung, die auf den hohen Anteil Gerbstoffe zurückzuführen ist, gegen Entzündungen und zur Förderung der Wundheilung verwendete. Auch gegen Magen-Darm-Beschwerden kam Alchemilla vulgaris zum Einsatz. Verwendet wurden die Wurzeln und Blätter der Heilpflanze als Salbe, Extrakt, Tinktur oder Pflaster.

Inhaltsstoffe und Wirkung von Alchemilla vulgaris

Für die Verwendung als Heilpflanze verwendet man heutzutage die Blüten und die Blätter des gemeinen Frauenmantels als Tee, Badezusatz oder Extrakt. Diese enthalten verschiedene Inhaltsstoffe wie z.B. Gerbstoffe, aufgrund derer man der Pflanze folgende Heilwirkungen zuspricht:

• adstringierend (zusammenziehend)
• krampflösend
• beruhigend
• nervenstärkend
• antibakteriell
• entzündungshemmend
• wundheilend
• verdauungsfördernd
• antioxidativ
• schmerzstillend
• blutreinigend
• aquaretisch 8wassertreibend
• antifungal (wirksam gegen Pilzerkrankungen)

Gerbstoffe

Die Blätter des gemeinen Frauenmantels enthalten mit 6-8 % verhältnismäßig viele Gerbstoffe, die vor allem dem Ellagitannin-Typ zugehören. Diese haben auf Haut und Schleimhäute eine adstringierende, d.h. zusammenziehende Wirkung. Sie verändern die Struktur der Eiweiße in der Haut, wodurch sich die oberen Schichten zusammenziehen und verdicken. In der Folge können kleinere Wunden abgedichtet werden, wodurch Bakterien und Schmutz schlechter eindringen können und eine schnellere Heilung erzielt werden kann. In der Darmschleimhaut bewirkt dieser Effekt, das Durchfallerreger es schwerer haben, in den Darm zu gelangen, wodurch die Heilpflanze auch gegen leichten, unspezifischen Durchfall helfen kann.

Flavonoide und Saponine

Neben Gerbstoffen enthält die Heilpflanze auch Flavonoide, die sich vor allem durch ihre antivirale und antibakterielle Wirkung auszeichnen. Daneben haben sie auch antioxidative Eigenschaften. Darüber hinaus verfügt Alchemilla vulgaris über Saponine, die neben einer entzündungshemmenden und harntreibenden auch eine fungizide Wirkung haben, also vor Pilzerkrankungen schützen können. Zudem wird durch sie die Aufnahme anderer Wirkstoffe im Körper unterstützt. Neben den genannten Stoffen sind im Frauenmantel auch Salicylsäure mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Eigenschaften sowie Procyanidine, die antioxidativ wirken, enthalten.

Anwendungsbereiche von Alchemilla vulgaris

Wie bereits erwähnt, ist das Frauenmantelkraut vor allem für seine Bedeutung in der Frauenheilkunde bekannt. Aufgrund seiner krampflösenden, adstringierenden Eigenschaften wird es bei verschiedenen Frauenleiden eingesetzt. So soll es bei Menstruationsbeschwerden mit starken Blutungen und dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) sowie bei Beschwerden, die die Wechseljahre begleiten, einen positive Wirkung haben. Auch bei Unterleibsentzündungen und Weißfluss wird das Kraut empfohlen. Während der Schwangerschaft soll das Kraut kräftigend wirken und nach der Geburt die Milchbildung anregen und entstandene Verletzungen schneller heilen lassen. Zudem sagt man der Pflanze nach, dass sie die Fruchtbarkeit steigert, weswegen sie in manchen Gegenden auch „Fruchtbarkeitkräutl“ genannt wird.

Magen-Darm-Beschwerden

Traditionell wird Frauenmantel auch als Heilpflanze bei leichtem, durch Magen-Darm-Keime verursachtem Durchfall angewendet. Grund dafür sind die Gerbstoffe, deren adstringierende Wirkung verhindert, dass zu viel Wasser und Verdauungsschleim in den Darm abgegeben wird, die den Durchfall verursachen.

Weitere Anwendungsgebiete

Die adstringierenden Eigenschaften von Alchemilla vulgaris fördern nach der Lehre der Volksheilkunde auch die Wundheilung und werden als Heilmittel zur Blutstillung und für einen schnelleren Wundverschluss eingesetzt. Umschläge mit dem frischen zerstampften Kraut werden bis heute als Mittel gegen Wunden, Abszesse und Geschwüre eingesetzt. Zudem soll es als Extrakt im Gurgelwasser gegen Heiserkeit und Atemwegsbeschwerden nützlich sein.

Die Anwendung von Frauenmantel als Heilpflanze

Frauenmantel kann abhängig von der Erkrankung sowohl innerlich als auch äußerlich verwendet werden. Die wohl bekannteste Anwendungsmöglichkeit ist als Tee. Dieser ist sehr wohlschmeckend und hilft gegen verschiedene Frauenleiden oder leichte Magen-Darm-Beschwerden. Die Dosierung beträgt 1 El auf 250 ml Wasser bei einer Ziehzeit von 10 min. Oft wird das Kraut mit anderen Heilpflanzen wie Schafgarbe und Zitronenmelisse kombiniert. Zwei bis drei Tassen eines solchen Kräutertees können täglich bedenkenlos genossen werden. Als Extrakt ist Alchemilla vulgaris in verschiedenen Formen als fertiges Präparat erhältlich. Man kann einen Extrakt aber auch selbst herstellen, indem man in einem Schraubglas die kleinen geschnittenen Blätter mit hochprozentigem Alkohol wie Korn oder Wodka ansetzt und für ca. vier Wochen ziehen lässt. Anschließend wird er abgeseiht und in kleine Flaschen umgefüllt. Der fertige Extrakt kann pur oder mit Wasser vermischt eingenommen werden und ist sehr lange haltbar. Eine Gurgellösung kann gegen Aphten und andere Beschwerden der Mundschleimhaut helfen. Für die äußerliche Anwendung kommen Sitzbäder oder Umschläge gegen Hautbeschwerden sowie Vaginalspülungen gegen Ausfluss infrage.

Mögliche Nebenwirkungen

Nebenwirkungen des Frauenmantels sind nicht bekannt. Jedoch führen die enthaltenen Gerbstoffe in höherer Dosierung bei empfindlichen Personen manchmal zu Übelkeit und Magenbeschwerden.

Fazit

Alchemilla vulgaris wird bereits seit dem Mittelalter in der Volksheilkunde als Mittel gegen diverse Frauenleiden eingesetzt, kann aber dank seiner adstringierenden Eigenschaften bei Magen-Darm-Beschwerden und verschiedenen Hauterkrankungen auch Männern helfen. Es kann sowohl innerlich als Tee oder Extrakt sowie äußerlich als Badezusatz oder in Umschlägen angewendet werden.