Gesunder Darm mit L-Glutamin: fördert Zellregeneration, Protein- und Glykogenbildung
L-Glutamin, Glycin und Cystein werden im Körper zu Glutathion zusammengesetzt. Die drei Aminosäuren dienen also als Bausteine für den Stoff, der an zahlreichen Stoffwechselprozessen maßgeblich beteiligt ist. Mediziner und Medizinerinnen versuchen, die antioxidative Wirkung von Glutathion in verschiedenen Therapien zu nutzen. Allerdings ist das schwefelhaltige Tripeptid aus der Glutaminsäure, Glycin und Cystein bislang nur als wichtiger Mikronährstoff bekannt, als Arzneimittel wird Glutathion nicht eingesetzt. Die antoxidative Wirkung lässt sich auch nicht auf L-Glutamin übertragen. Bei Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen (unter anderem Aids) wurde eine Störung der Glutathion-Homöostase festgestellt. Der an vielen Stoffwechselprozessen beteiligte Stoff ist also medizinisch durchaus interessant. Glutamin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, die von Sportlern und Sportlerinnen geschätzt, denn es soll die Regenerationsphase nach dem Training verkürzen. Insbesondere im Kraftsport hört man oft von dieser Wirkung. #
Was genau ist L-Glutamin?
Die proteinogene, nicht-essentielle Alpha-Aminosäure ist mit bis zu 20 Prozent der freien Aminosäuren im Blutplasma enthalten. Nach Operationen und schweren Verletzungen sowie Infektionen und Verbrennungen beobachten Mediziner und Medizinerinnen eine Glutaminverarmung. L-Glutamin ist in Proteinen peptidisch gebunden, in der Fachliteratur ist in der Regel von „Glutamin“ (ohne den Zusatz L-) die Rede.
Einige Nahrungsmittel haben einen recht hohen Gehalt an L-Glutamin:
- Weizen
- Dinkelmehl
- Linsen
- Mungobohnen
- Sojabohnen
- Erdnüsse
- Käse
- Rindfleisch
- Hammelfleisch
- Schweinefleisch
In diesen Nahrungsmitteln ist das L-Glutamin als Proteinbestandteil gebunden, nicht frei.
Was passiert im Körper mit L-Glutamin?
Glutamin ist mit einem Mengenanteil von etwa 20 Prozent Hauptbestandteil innerhalb der freien Aminosäuren im Blutplasma. Aber auch in den Muskelzellen kommt es vor, denn hier wird es synthetisiert. Es zeichnet verantwortlich für die Wassereinlagerung in Zellen. Bei hoher körperlicher Belastung vergrößert sich das Zellvolumen (der Muskel sieht „aufgepumpt“ aus, was sich eine Weile nach dem Trainingsreiz auch wieder gibt). Diese Wassereinlagerung wird als anaboles Signal betrachtet. L-Glutmain fördert also die Bildung von Protein und Glykogen.
Laut Studien stellt Glutamin ein wichtiges Substrat für die Zellen des Gastrointestinaltraktes (Darm) dar und wird in den Leberzellen benötigt. Im Verdauungstrakt wird L-Glutamin aus dem gleichen Grund geschätzt wie das beim Sport der Fall ist: Die Aminosäure sorgt für eine schnellere Neubildung von Darmzellen. Die bei vielen Menschen angegriffene Darmschleimhaut kann sich also nach Schäden schneller regenerieren. Oft wird L-Glutamin bei Reizdarm und der Neigung zu Durchfall empfohlen.
Eine weitere Funktion erfüllt Glutamin im Nervensystem. Seine chemische Struktur ist ähnlich der des Glutamats (chemisch korrekt eigentlich Glutaminsäure). Glutamat ist ein Neurotransmitter, der an den Synapsen des zentralen Nervensystems vorkommt. Die Gliazellen rund um den jeweiligen synaptischen Spatz verwandeln Glutamat in Glutamin, die Neuronen verwandeln es zurück in Glutamat.
Beruhigungsmittel L-Glutamin?
Zusammen mit Tryptophan und Glycin wird Glutamin häufig als Vitalstoff bei Einschlafproblemen und Stress empfohlen. L-Glutamin wird als Booster für Leistungsfähigkeit und Konzentration gelobt, weil es die Zellen stabilisieren und damit die Widerstandskraft gegen Stress fördern soll. Sogar reine und straffe Haut wird der Aminosäure nachgesagt. Wir wissen, dass Glutamin an sehr vielen Stoffwechselprozessen beteiligt ist und insbesondere für das zentrale Nervensystem eine wichtige Rolle spielt. Daraus wird häufig geschlossen, dass die nicht-essentielle Aminosäure gegen Stress, Stimmungstiefs und sogar innere Unruhe wirken soll. Diese drei Faktoren stören den gesunden Schlaf, weshalb L-Glutamin als schlaffördernd beworben wird. Ganz falsch ist das vermutlich nicht, denn Glutamin liefert tatsächlich Energie für die Darmzellen. Ein gereizter Darm und Verdauungsprobleme stressen den gesamten Organismus und wirken sich natürlich auch negativ auf den Schlaf aus. Da Studien außerdem herausgefunden haben, dass bei starker Belastung (körperlich wie beim Sport, aber auch psychisch) die Glutamin-Konzentration im Körper abnimmt, schließt man daraus, dass Glutamin in Form von Ergänzungsmitteln den Körper unterstützen kann. Und in der Folge eines höheren Glutaminspiegels sowie eines regenerierten Darms dürfte sich auch der Schlaf wieder normalisieren.
Die abschließenden Studien, die diesen Nachweis erbringen könnten, stehen aber noch aus. Und das gilt so auch für die Behandlung von innerer Unruhe und Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszuständen und Leistungsabfall. Aus Studien ist bekannt, das mit diesen Zuständen eine niedrige Glutamin-Konzentration einhergeht. Möglicherweise unterstützt zusätzliche zugeführtes L-Glutamin die Regeneration des Körpers auch in diesen Fällen.
Was passiert beim Sport?
Studien konnten nachweisen, dass L-Glutamin nach dem Training den Körper unterstützt, das Glykogen in der Muskulatur wieder aufzubauen. Seither gilt die Aminosäure als absolut wichtig für Kraftsportler und -sportlerinnen. L-Glutamin kann, direkt nach dem Sport zugeführt, tatsächlich bis ins Blut und in die Muskulatur gelangen, um dort die Regeneration voranzutreiben. Blutuntersuchungen bei Sportlern haben in Doppelblindstudien erwiesen, dass so verabreichtes Glutamin nicht ausschließlich im Darm verstoffwechselt wurde, sondern wirklich im Blut nachweisbar war. Für das Immunsystem, einen erholsamen Schlaf und die Regeneration des Darms ist Glutamin als Nahrungsergänzungsmittel mehr oder weniger etabliert. Und auch im Sport wird die Aminosäure gerne konsumiert.