Tyrosin: Nahrungsergänzung mit Aminosäuren – Potenzial für „logische Prävention“
Die Nahrungsergänzung mit Aminosäuren wird auch „Nahrungsergänzung für Fortgeschrittene“ genannt: Sie ist darauf gerichtet, den unmittelbaren Grundbedarf des Körpers wiederherzustellen, der aber noch nicht in jedem Detail genau erforscht ist. Mündige Bürger (und Patienten) streben dennoch nach einer bedarfsgerechten Versorgung – weil es einfach logisch ist, (vor jeder Medikamentengabe) die natürlichen Bedürfnisse des Körpers zu erfüllen. Die nachfolgend vorgestellte Aminosäure Tyrosin zeigt sehr gut, welche vielfältigen Auswirkungen damit verbunden sein können.
Wieso Nahrungsergänzung mit Aminosäuren?
Menschen zeichnen sich seit Urzeiten durch ein herausragendes Bemühen um „Heilung“ aus. Die Geschichte des Fortschritts der Menschheit ist zu einem großen Teil Medizingeschichte, gerade im letzten Jahrhundert hat die Medizin mit Hilfe der Chemie unzählige Medikamente gegen alle möglichen Störungen und Krankheiten entwickelt. Doch erst seit etwa der Jahrtausendwende ist die Ernährungswissenschaft langsam so weit, das zielführendere präventive Ratschläge als „Iss mehr Gemüse, Kind!“ vertretbar sind. Es mag zunächst verblüffend erscheinen, aber nur auf den ersten Blick: Für Wissenschaftler ist es wesentlich leichter, zielführende Einwirkungen gegen vorliegende Schädigungen zu entwickeln als genaue Empfehlungen dazu zu erarbeiten, was eine künftige Störung/Schädigung des menschlichen Stoffwechsels vermeiden kann. Deshalb ist die wissenschaftsbasierte Ernährungswissenschaft überhaupt erst um 1950 entstanden, sie ist also gerade einmal 70 Jahre alt und geht doch bereits langsam in eine präventive Ernährungsmedizin über. Zuerst wurden die Grundlagen der Ernährung geklärt (woraus die gerade erwähnte Gemüse-Empfehlung gegenüber einer zunehmend fleischlastigen Ernährung resultierte). Dann wurde, wiederum als Schluss aus bekannten Mangelerscheinungen wie Skorbut (Mangel an Vitamin C) und Blutarmut (Mangel des Mineralstoffs Eisen), die Grundversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen geklärt. Nun sind die Aminosäuren an der Reihe, die im Gegensatz zu Vitaminen und Mineralstoffen nur ein paar Stunden für spezifische Aufgaben bereitgehalten werden, bevor sie im Energiehaushalt verwertet werden. Deshalb lassen sich Versorgungszustand und Bedarfsempfehlungen nicht leicht ermitteln. Sicher ist jedoch inzwischen, dass die 20 proteinogenen Aminosäuren, deren Struktur im menschlichen Gencode hinterlegt ist, höchst wichtige Bestandteile unserer Nahrung sind: [lb][lb]Diese Eiweißbausteine braucht der Körper zum Aufbau und beim Erwachsenen zur ständig stattfindenden Regeneration: Bis auf wenige Ausnahmen (Nervenzellen Großhirnrinde, Zellen der Augenlinse, Eizellen) werden alle Zellen des menschlichen Körpers nach sieben bis zehn Jahren ersetzt. Das sind beim durchschnittlichen Erwachsenen etwa 60 Billionen Zellen, die zur größeren Hälfte aus Protein bestehen – und unter Einsatz der proteinogenen Aminosäuren neu aufgebaut werden.
Was kann Nahrungsergänzung mit Tyrosin bewirken?
Tyrosin wird als nichtessentielle Aminosäure betrachtet, weil sie im Körper aus anderen Aminosäuren hergestellt werden kann, wenn nicht genug mit der Nahrung zugeführt wird. Das gilt aber nur, wenn mit der Nahrung insgesamt genug Aminosäuren zugeführt werden – und im „modernen Leben“ kann Tyrosin durchaus knapp werden: Die gute Versorgung setzt eine ausreichende Proteinzufuhr voraus- Diese ist bei Vegetariern und Veganern, Menschen mit geringen Energiebedarf (Alter, Bewegungsbeschränkungen, Krankheit) und bei Diäten / einseitiger Ernährung nicht immer gegeben. Bei hoher körperlicher Belastung, starkem körperlichen und/oder emotionalem Stress und einer der vorliegenden Lebenssituation nicht entsprechenden Proteinzufuhr verbraucht der Körper mehr Tyrosin Der Proteinbedarf steigt mit der körperlichen Auslastung und mit fortschreitendem Alter. Wenn Tyrosin fehlt, kann eine Nahrungsergänzung sehr viel bewirken: Tyrosin ist die Ausgangssubstanz für die Synthese einer ganzen Reihe von Neurotransmittern wie Levodopa und Melanin, den Katecholaminen Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin, dem signalübertragenden Tyramin, und Thyroxin, dem Hormon der Schilddrüse. Eine bedarfsgerechte Versorgung ist unerlässlich für die Regulierung des Hormonhaushalts der Schilddrüse, für störungsfreie kognitive Funktion von Gehirn und Gedachtnis, für gesunde Psyche und gute Stimmung, die von einem ausreichenden Dopaminspiegel im Gehirn abhängen. Anwendungserfahrungen belegen, dass eine gute Versorgung mit Tyrosin die kognitiven Ressourcen im Gedächtnis stärken kann, sich in Belastungssituationen günstig auf die Leistungsfähigkeit auswirkt, durch Erhöhung des Dopaminspiegels positiv auf Psyche, schlechte Stimmung und (Winter-) Depressionen wirkt. Im therapeutischen Umfeld wird Tyrosin u. a. zur Verbesserung von Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADHS), zur Behandlung von Depressionen, zum direkten Einsatz bei der Parkinson-Krankheit (statt der üblichen Behandlung mit dem durch Tyrosin hergestellten Levodopa) erforscht.
Sind Nebenwirkungen möglich?
Wenn der Körper länger mit zu geringen Mengen von einem Stoff auskommen muss, den er zum „einwandfreien Funktionieren“ eigentlich dringend braucht, kann der menschliche Stoffwechsel darauf mit Veränderungen („Notmaßnahmen“) reagieren. Die ausreichende Zufuhr dieses Stoffes leitet dann wiederum Veränderungen ein, eigentlich zum Guten bzw. zurück zu der Normalfunktion, die aber zunächst als belastend empfunden werden können: Aus der Müdigkeit, die ein Mangel am Schilddrüsenhormon Tyroxin verursacht, wird eine durch regulative Umbauprozesse verursachte Müdigkeit usw. Diese Umbauprozesse sind ohnehin für den Körper so anstrengend, dass sie zunächst oft zu einer Energiereduktion führen, bevor der Körper zu voller Leistungsfähigkeit zurückfindet. Solange sich die Supplementierung im bedarfsgerechten Bereich hält, sind bei körpereigenen Stoffen jedoch keine langfristigen Nebenwirkungen denkbar.
Kann Nahrungsergänzung wirklich die Stimmung heben?
Natürlich, weil unsere Stimmung im Gehirn erzeugt wird, durch Botenstoffe wie Dopamin. Wenn die Stoffe, die zur Herstellung dieser Neurotransmitter benötigt werden, über die Nahrung nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden, nimmt das auch auf unsere Psyche und unsere Stimmung direkten Einfluss. Ein großer Forschungszweig der Medizin beschäftigt sich ausschließlich damit, welche Rolle die mangelhafte oder fehlerhafte Synthese bei der Entstehung von krankhaften Depressionen und etlichen weiteren Erkrankungen (auch der Psyche) spielt.
Mögliche Wechselwirkungen bei Einnahme der Aminosäure
Wegen des Wirkmechnismus der Aminosäure sind bei Tyrosin Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich, die Veränderungen in den gleichen Bereichen bewirken wollen: So kann die Nahrungsergänzung mit der Aminosäuren die Aufnahme des Parkinson-Medikaments Levodopa ins Gehirn stören, auch bei einer Einnahme von Hormonen der Schilddrüse sollte die Supplementierung wegen möglicher „Überladung“ unbedingt mit dem Arzt abgesprochen werden.
Der Weg zur richtigen Nahrungsergänzung
Eine Nahrungsergänzung mit Nahrungsbestandteilen, die zur ursprünglichen Ernährung gehören und vom „modernen Menschen“ aus verschiedenen Gründen nicht immer in ausreichenden Mengen aufgenommen werden, ist natürlich meist einer medikamentösen Behandlung mit chemisch hergestellten Substanzen vorzuziehen. Bevor körperliche Störungen eingetreten sind, auf jeden Fall, weil die Ergänzung fehlender / zu knapper Nahrungsbestandteile helfen kann, solche Störungen zu vermeiden.[lb][lb]Wenn bereits eine körperliche Störung vorliegt, gegen die Medikamente genommen werden, sollte die Nahrungsergänzung immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Gerade weil diese Nahrungsergänzung wirken könnte – wenn sie wirkt, macht sie dann möglicherweise eine Herabsetzung der Medikamentendosis erforderlich